Mit wittenberg 4.0 haben Sie Ihr erfolgreiches Strahlersystem wittenberg weiterentwickelt. Was war der Grund für diesen Schritt?
MW: Im Prinzip ist es ganz einfach: Halogen wird mittelfristig vom Markt verschwinden, da ab August 2018 die nächste EU-geforderte Ausphasung in Kraft tritt. Anfang 2014 haben wir beschlossen, ein zukunftskompatibles Strahlersystem mit wechselbaren LEDs auf Basis der wittenberg-Serie zu entwickeln. LED kann mittlerweile alles, was Halogen auch kann, nur viel effektiver! Das wollten wir nutzen und im gleichen Atemzug das bestehende System weiter reduzieren.
Wo konnten Sie das System optimieren?
JD: Mit der Entwicklung der neuen Generation von Apple-Devices sind die Designanforderungen an technische Geräte enorm gestiegen. 2014 waren wir an dem Punkt angekommen, einzugestehen, dass der Anblick von Schrauben und Kabeln vollkommen unzulässig ist. Die Neuauflage sollte ein auf das Wesentliche reduziertes Objekt hervorbringen, das genau wie sein Vorgänger aus technischer und funktionaler Sicht beeindruckt.
MW: Uns ist es geglückt, das Volumen des alten Leuchtkopfes beizubehalten und gleichzeitig den Drehradius auf 365 Grad und die Schwenkbarkeit auf 90 Grad zu erhöhen. Sämtliche Elemente, von der LED bis hin zur Linse, können problemlos gewechselt werden und der neue, zum Patent angemeldete Bajonettverschluss erlaubt eine werkzeuglose Revisionierung. Unsere wittenberg 4.0 ist zukunftskompatibel. Neue LED-Generationen sind problemlos in das System integrierbar.
„LED kann mittlerweile alles, was Halogen auch kann, nur viel effektiver!“
Wie würden Sie die DNA der wittenberg 4.0 beschreiben?
JD: Mit der wittenberg ging es uns darum, eine hoch funktionale Leuchte zu entwickeln, die nicht technisch aussieht. Die Strahlerserie kommt aus der Zurückhaltung. Als wir das Produkt für das Lutherhaus entwickelt haben, das Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist, wollten wir uns auf gar keinen Fall in den Vordergrund drängen. Mit der wittenberg 4.0 setzen wir diese Geschichte fort: Die Leuchte bietet eine große Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten und basiert auf einem modularen Prinzip, dass es uns in Zukunft leicht macht, auf technische Weiterentwicklungen zu reagieren.
Was waren die technischen Herausforderungen, die es während des Entwicklungsprozesses zu bewältigen galt?
MW: Alles! Wir haben einen eigenen Kühlkörper entwickelt und auch die Linse. Sie wird ohne Schrauben gehalten und kann dadurch kinderleicht ausgetauscht werden. Hinter alldem steckt natürlich eine zeitintensive Planungsphase, ein engagiertes, hoch qualifiziertes Entwicklerteam und eine Firma, die sich nicht scheut, sechsstellig in Entwicklung und siebenstellig in Maschinen zu investieren.
JD: Dazu gibt es die Geschichte des Bajonettverschlusses, den ich nun werkzeuglos mit einer einfachen Drehbewegung auswechseln kann. Als wir den neuen Strahler planten, wussten wir nicht, wie das funktionieren sollte. Also hat Martin das Problem mit den Mitarbeitern in der Produktion besprochen. Einige Tage später präsentierten sie gleich mehrere Verbindungen, die das vereinfachte Verschlussprinzip ermöglichten. Die nun genutzte Lösung ist bereits zum Patent angemeldet.
Stichwort Usability: Welche Rolle spielt Anwenderfreundlichkeit?
MW: Das ist das Entscheidende. Man sollte sich als Leuchtenhersteller immer fragen, wie ein Elektriker das Produkt beurteilt. Wenn ein Handwerker drei Hände für den Einbau benötigt, dann ist das nicht nur ärgerlich, sondern wird auch doppelt so teuer bei der Montage. Daher lassen wir unsere Produkte intern von unseren Elektrikern testen. Damit müssen die Gestalter leben.
Welche Rolle spielt Design für Sie?
JD: Wir wollen die Räume und Architekturen, in denen unsere Leuchten verbaut werden, nicht dominieren. Im Vordergrund unseres Designs stehen Funktionalität, Anwendungsfreundlichkeit und Lichtqualität. Teil der Brauchbarkeit ist aber auch eine ästhetische Qualität.
MW: Es geht darum, sich technisch zukunftsorientiert auszurichten, ohne den Blick auf Effizienz und Nachhaltigkeit zu verlieren. Wir haben den Vorteil, dass wir selber produzieren. Ich kann in die Produktion gehen und Mitarbeiter dort Dinge wie den Bajonettverschluss ausprobieren lassen. Da wird das gute alte Handwerk zum Motor für Innovation und gute Gestaltung.